Bild: Wohnhaus der Familie C.H. Lange in Falkenstein um 1900. Der Familie gehörte zu der Zeit die gleichnamigen Weberei, Färberei und Bleicherei in Falkenstein im Vogtland.
Aus der Biografie Der Himmel über Sachsen:
“Wenn ich mich an meine Jugend zurückerinnere, bleibt mir besonders die zauberhafte Weihnachtszeit unvergesslich. Mein Großvater werkelte dann immer in seinem Kämmerchen. Es roch nach Farbe und Leim, Gold- und Silberpapier lagen herum. Es galt, die Pyramide und den Weihnachtsberg, der die Wartburg darstellte, auszubessern, zu leimen und instand zu setzen. Unsere Großmutter zauberte aus schönen Blechschachteln Nürnberger Lebkuchen hervor, zu denen ein von Mutter gemachter Punsch prima schmeckte. Oft kamen Boten ins Haus, die geheimnisvoll taten und Pakete ablieferten. Niemals könnte ich die heimeligen Abende vergessen, an denen unser Vater die alten, nie ihren Zauber verlierenden Advents- und Weihnachtslieder spielte und unsere Mutter dazu sang. Herrlich waren die Fahrten mit den Pferdeschlitten. Die Erwachsenen trugen Pelze, wir Kinder saßen dazwischen, in schwere, mit Wolfsschwänzen verzierte, Pelzdecken gehüllt und mit warmen Säcken an den Füßen. Großvater und Vater erzählten fröhliche Geschichten, häufig sahen wir Hirsche und Rehe am Wegesrand, die wie aus Erz gegossen dastanden und uns beäugten. Wenn wir durchgefroren und mit roten Wangen in einem der urigen Gasthöfe einkehrten, begrüßte der Wirt uns jedes Mal freudig. Eine stattliche Tafel war nötig, um unsere Schlittengesellschaft von etwa zwanzig Personen unterzubringen. Schön waren aber auch die Heimfahrten. Die Gespräche verstummten und die Schlitten glitten lautlos durch den tiefen Schnee, der im Mondschein glitzerte, als habe man unzählige Diamanten gesät. Über uns wölbte sich der klare Sternenhimmel. Unser Vater erklärte uns die wichtigsten Sternbilder, dann trat wieder Schweigen ein. Nur das leise kling-kling des Schellengeläuts und das Schnauben der Pferde höre ich noch bis heute ...”
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